Yes we Scan – Big Brother im Internet? – 18. TEWI-Forum
Was im Internet geschieht wird protokolliert. Diese vorderhand technologische Eigenschaft hat erhebliche gesellschaftliche Auswirkungen. In der Wirtschaft freuen sich die Marketing-Experten, dass sie das Verhalten von Kunden besser nachvollziehen und ihre Kampagnen gezielter auf Kundenbedürfnisse abstimmen können. Die NSA-Affäre hat uns ins Bewusstsein gerückt, dass auch staatliche Institutionen grosses Interesse daran haben, was im Internet geschieht. Begründet wird dies vor allem mit der Früherkennung und Aufklärung terroristischer Aktivitäten. Auf Seiten der Bürger und Konsumenten schwankt die Haltung zu dieser latenten Überwachung ihres Verhaltens zwischen Ignoranz, Gleichgültigkeit und vager Besorgnis. Gerade junge Menschen haben offenbar kein Problem damit, auch sehr private Details von sich in den sozialen Medien zur Schau zu stellen. Das böse Erwachen kommt dann unter Umständen später. Der Pfeiler einer freiheitlichen und liberalen Gesellschaft, das Recht auf Privatsphäre, steht damit auf dem Prüfstand.
Am 18. TEWI-Forum erhielt das Publikum einen vertieften Einblick in das Spannungsfeld von Überwachung und Privatsphäre im Internet unter besonderer Berücksichtigung der staatlichen Überwachung. Dabei stellten kompetente Experten die Thematik aus verschiedenen Perspektiven dar und diskutierten über Chancen und Risiken, die das Internet mit sich bringt.
Das erste Referat von Jürg Bühler, Jurist und Vizedirektor des Nachrichtendienstes des Bundes, behandelte das Thema „Nachrichtendienst im Internet – heute und morgen“. Wie entwickeln sich die Bedrohungen für die Sicherheit der Schweiz und ihrer Bewohner im Internet? Wie arbeitet der Nachrichtendienst heute, um diese zu identifizieren und zu bekämpfen? Welche zusätzlichen Massnahmen sieht der Vorentwurf des neuen Nachrichtendienstgesetzes zum Schutz vor künftigen Gefahren vor? Diese und weitere Fragen wurden im Referat aufgegriffen und besprochen.
Das ganze Referat finden Sie hier.
Anschliessend sprach Pascal Gloor, Senior Network Systems Engineer und Präsident der Piratenpartei Schweiz, über „Internetüberwachung – Ende der Privatsphäre?“. Überwachung ist omnipräsent, egal ob durch Nachrichtendienste, soziale Netzwerke oder Marketing Unternehmen, das Ziel ist immer dasselbe: Möglichst viele Daten beschaffen und diese für kommerzielle oder sicherheitsspezifische Zwecke auszuwerten. Was sind die Konsequenzen? Warum wehren sich die Bürger nicht? Der Vortrag erläuterte mögliche Massnahmen, die gegen Überwachung unternommen werden können und bot einen Ausblick in die Zukunft.
Das ganze Referat finden sie hier.
Zum Schluss leitete Dr. Matthias Stürmer, Oberassistent am Institut für Wirtschaftsinformatik, eine Diskussion mit den beiden Referenten. Die Sicherheit der Schweiz steht auf dem Spiel, sagen die einen. Der gläserne Mensch steht dem mächtigen Staat wehrlos gegenüber, sagen die anderen. Die Diskussion ging auf die herausfordernden Aspekte aus den Referaten ein und bot dem Publikum die Möglichkeit für Fragen und Kommentare.
Die Diskussionsrunde finden Sie hier.